Bandscheibenvorfall beim Hund

Ein Bandscheibenvorfall, auch als Bandscheibenprolaps und Diskusprolaps bezeichnet, tritt auf, wenn der weiche Kern der Bandscheibe zwischen den Wirbeln austritt und auf die umgebenden Nerven drückt.

Bandscheibenvorfall beim Hund
Gesunde Bewegung beugt einem Bandscheibenvorfall vor

Die Bandscheiben sind knorpelartige Strukturen zwischen den Wirbeln, die als Stoßdämpfer und Puffer für die Wirbelsäule dienen. Bei einem Bandscheibenvorfall wird dieser Puffer beschädigt, was zu Schmerzen und neurologischen Problemen führt.

Bandscheibenvorfälle können durch altersbedingte Verschleißerscheinungen, Verletzungen oder Fehlbelastungen verursacht werden.

Sie können in der gesamten Wirbelsäule vorkommen, jedoch gibt es Abschnitte, in denen die Vorfälle oder Vorwölbungen überproportional häufig auftreten, z.B. zwischen dem zweiten und dritten Halswirbel.

Mögliche Ursachen

Es gibt mehrere mögliche Ursachen für einen Bandscheibenvorfall bei Hunden:

  • Alter: Ältere Hunde sind anfälliger für Bandscheibenvorfälle, da die Bandscheiben im Laufe der Zeit an Elastizität und Flexibilität verlieren.
  • Genetische Veranlagung: Manche Hunderassen sind genetisch anfälliger für Bandscheibenvorfälle, insbesondere Dackel, Beagle und Französische Bulldoggen.
  • Übergewicht: Übergewichtige Hunde haben ein höheres Risiko, einen Bandscheibenvorfall zu entwickeln, da das zusätzliche Gewicht die Bandscheiben belastet.
  • Verletzungen: Akute Verletzungen wie Stürze oder Unfälle können zu einem Bandscheibenvorfall führen.
  • Degenerative Veränderungen: Chronische degenerative Veränderungen der Bandscheiben im Laufe der Zeit können ebenfalls das Risiko erhöhen.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls beim Hund

Für die Symptomatik eines Bandscheibenvorfalls ist die Geschwindigkeit des Vorfalls, der Grad der Vorwölbung bzw. des Vorfalls, die Lokalisation (Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule) und letztendlich der Grad der Zerstörung des Rückenmarks ausschlaggebend.

  • Schmerzen: Hunde mit einem Bandscheibenvorfall erleben in der Regel starke Rückenschmerzen. Sie können lahmen, sich nicht bewegen oder jaulen, wenn sie im betroffenen Gebiet berührt werden.
  • Lähmungserscheinungen: In schwereren Fällen kann es zu Lähmungen kommen, wenn der Vorfall die Nervenwurzeln stark beeinträchtigt. Der Hund kann dann seine Beine nicht mehr bewegen.
  • Veränderungen in der Körperhaltung: Der Hund kann eine ungewöhnliche Körperhaltung einnehmen, den Rücken krümmen oder den Kopf nach unten senken.
  • Muskelverspannungen: Muskelverspannungen im betroffenen Bereich sind häufig zu beobachten.
  • Inkontinenz: Ein Bandscheibenvorfall kann auch zu Harn- und Stuhlinkontinenz führen, wenn die Nerven, die die Blase und den Darm kontrollieren, beeinträchtigt sind.
  • Koordinationsprobleme: Hunde können einen wankenden Gang bekommen und die Pfoten beim laufen überköten.

Diagnose

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls bei Hunden erfordert eine gründliche Untersuchung und Bildgebung. Der Tierarzt wird eine körperliche Untersuchung durchführen und auf Anzeichen von Schmerzen, Lähmungen und Muskelverspannungen achten. Die folgenden diagnostischen Verfahren können ebenfalls verwendet werden:

  • Röntgenaufnahmen: Röntgenaufnahmen können Anomalien in der Wirbelsäule aufdecken, sind jedoch nicht immer ausreichend, um einen Bandscheibenvorfall zu diagnostizieren.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT bietet detaillierte Bilder der Wirbelsäule und der Bandscheiben, um den Vorfall genau zu lokalisieren.
  • Computertomographie (CT): CT-Scans können ebenfalls verwendet werden, um den Vorfall zu visualisieren, insbesondere wenn eine MRT nicht verfügbar ist.

Bandscheibenvorfälle können in zwei Grade unterschieden werden. Bei einem Vorfall ersten Grades spricht man von einem unvollständigen Vorfall (Protrusion). Die Bandscheibe ist nur mehr oder weniger stark in den Wirbelkanal vorgewölbt, der Bindegewebsring um sie herum aber noch intakt. Es wird Druck auf das Rückenmark ausgeübt, welcher zu starken Schmerzen, seltener auch zu Lähmungserscheinungen führen kann. Dieser Form des Bandscheibenvorfalls kann in unterschiedlichen Abständen immer wieder auftreten und geht meist einem vollständigen Vorfall (Grad 2) voraus.

Einen Vorfall zweiten Grades bezeichnet man als vollständigen Vorfall (Prolaps). Hierbei ist der Bindegewebsring um die Bandscheibe (Nucleus pulposus) gerissen. Das komplette Bandscheibenmaterial ist in den Wirbelkanal vorgefallen und hat diesen dabei verdrängt oder zerstört. Je nach Lokalisation des Vorfalls kommt es zu Lähmungserscheinungen im Bereich der Hinter- und eventuell auch der Vordergliedmaßen.

Behandlungsmöglichkeiten

Für die Wahl der Therapie ist insbesondere der Grad der Erkrankung entscheidend. Allerdings gibt es viele Grenz- und Ausnahmefälle. Insbesondere Vorfälle im Bereich der Halswirbelsäule können so schmerzhaft sein, dass auch ohne Ausfallerscheinungen eine Operation sinnvoll ist.

Konservative Behandlung

Der Hund muss streng ruhig gehalten und in seiner Bewegung eingeschränkt werden (keine Treppen steigen, keine Sprünge, Leinenzwang etc.). Dazu benötigt er entzündungshemmende Schmerzmittel, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.

Der Hund sollte in jedem Fall (auch nach chirurgischer Behandlung) Physiotherapie erhalten. Hierbei wird das Gangbild geschult, Muskeln aufgebaut und gestärkt, Verspannungen der überbelasteten Strukturen gelöst und Schmerzen im Rücken gelindert. Zudem werden die beschädigten Nerven wieder stimuliert, um ein physiologisches Gangbild zurückzuerlangen.

Chirurgische Behandlung

Man unterscheidet zwei Arten der chirurgischen Behandlung: Die Diskektomie ist der am häufigsten durchgeführte Eingriff, bei dem der betroffene Bandscheibenteil entfernt wird, um den Druck auf die Nerven zu lindern.

Bei der Hemilaminektomie wird ein Teil des Wirbelknochens entfernt, um Zugang zur Bandscheibe zu erhalten und den Vorfall zu beheben.

Voraussetzung für die OP ist das erhaltene Schmerzempfinden (Tiefensensibilität) in der Gliedmaße sowie eine rechtzeitige Vorstellung (innerhalb 12 Std. nach vollständiger Lähmung) beim Tierarzt. Sofern dies nicht der Fall ist, sind die Erfolgsaussichten bei konservativer, wie auch bei chirurgischer Therapie gleichermaßen schlecht.

Die Wahl der Behandlung hängt von der Schwere des Bandscheibenvorfalls und der individuellen Situation des Hundes ab. Der Tierarzt wird die beste Option empfehlen.

Prognose

Die Prognose für Hunde mit Bandscheibenvorfällen variiert je nach Schweregrad und Behandlung. In vielen Fällen kann eine rechtzeitige Diagnose und angemessene Behandlung eine gute Genesung ermöglichen. Hunde, die eine Operation hatten, benötigen normalerweise eine Rehabilitationsphase, um ihre volle Beweglichkeit wiederzuerlangen.

»Ein Bandscheibenvorfall kann für Ihren Vierbeiner sehr schmerzhaft sein und seine Mobilität erheblich einschränken. Als Hundephysiotherapeutin betone ich auch die Wichtigkeit der Vorbeugung: Dazu gehört die Kontrolle des Gewichts, die Vermeidung von übermäßiger Belastung sowie die Förderung von gesunden Bewegungsformen und Aktivität.«

Tasja Schäfers

Tasja Schäfers

Hundephysiotherapeutin

Insgesamt ist ein Bandscheibenvorfall bei Hunden eine ernsthafte Erkrankung, die eine sorgfältige Aufmerksamkeit erfordert. Die rechtzeitige Diagnose und angemessene Behandlung sind entscheidend für eine erfolgreiche Genesung und die Verbesserung der Lebensqualität des betroffenen Hundes. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollte immer ein Tierarzt konsultiert werden, um die besten Behandlungsoptionen zu besprechen und das Wohlbefinden des Hundes sicherzustellen.